Tag 3: Bethlehem

Am Nachmittag verließen wir Jerusalem in Richtung Bethlehem. Auf dieser kurzen Fahrt ins Palästinensische Autonomiegebiet passiert man Kontrollposten, Mauern und Befestigungen der israelischen Sperranlage, die mit einer teils bis zu acht Meter hohen Mauer Bethlehem von Jerusalem trennt.

Nach christlicher Lehre wurde Jesus in einem Stall in Bethlehem geboren An der vermeintlichen Stelle wurde um das Jahr 326 die Geburtskirche errichtet, eine der ältesten Kirchen überhaupt, seit 2012 Unesco-Weltkulturerbe und eine der bedeutendsten Stätten für Christen in der ganzen Welt. Also war noch am späten Nachmittag, nachdem wir die Zimmer im Pilgerhotel Casa Nova bezogen hatten, unser erstes Ziel die Geburtsgrotte Jesu, in die man nur in gebückter Haltung gelangt. In den niedrigen, engen Räumen unter der Geburtskirche wird der Geburt Jesu am 24. Dezember gedacht und bei Kerzenschein kommt unweigerlich andächtige, feierliche Weihnachtsstimmung auf.
Gänsehautmoment: Louisa stimmte "Stille Nacht, heilige Nacht" an, wir alle sangen tief berührt mit und koreanische Touristen stimmten sofort ein.

Grenzmauer zwischen Israel und Bethlehem Grenzmauer zwischen Israel und Bethlehem Bethlehem picture galleries for websitesby VisualLightBox.com v6.1

Tag 4, Bethlehem, Hirtenfelder, Herodium, Karmel

Unweit von Bethlehem in südöstlicher Richtung befinden sich die Hirtenfelder, wo der Überlieferung nach die Engel den Hirten, die ihre Schafe auf dem Hirtenfeld hüteten, die Geburt Jesu verkündet haben. Auf dem Areal steht die über einer Grotte errichtete Franziskaner-Kapelle, die den "Heiligen Engeln" geweiht wurde.

In der Nähe der Hirtenfelder liegt der Vorort von Bethlehem Beit Sahour. Die palästinensische Stadt spielte während der gewalttätigen Auseinandersetzungungen zwischen Palästinensern und Israelis in der ersten und zweiten Intifada eine wichtige Rolle, als Bewohner Beit Sahours mit gewaltfreien Aktionen protestierten und Zeichen der Versöhnung setzten.
Tourismus und die darauf bezogene Olivenholzschnitzerei sind Beit Sahours Wirtschaftsfaktoren. Da Freunde von Louisa hier ein Souvenirgeschäft inklusive Werkstatt betreiben, konnten wir uns mit originalen Erinnerungsstücken zu fairen Preisen eindecken.
Gerade in Palästina bewegten uns natürlich auch Fragen der politischen Konflikte, die sonst nur am Rande von Nachrichtensendungen auftauchen.

Weithin sichtbar ist der nur acht Kilometer östlich von Bethlehem und etwa 12 Kilometer südlich von Jerusalem entfernte Herodion-Hügel. Obwohl im Westjordanland, also auf palästinensischem Territorium gelegen, wurde die Anlage von der Regierung Israels zum Naturreservat erklärt und wird von der Nationalparkleitung gemeinsam mit der israelischen Militäradministration verwaltet.
Herodes der Große ließ die Anlage zwischen 23 und 15 v. Chr. abgelegen am Rand der Judäischen Wüste errichten, weil sich der bedroht fühlende Herrscher dort trotz Nähe zu Jerusalem sicher fühlte.
Franziskanermönche legten in den 50er Jahren bei Ausgrabungen die Überreste der Festung frei, das Grab des Herodes wurde erst 2007 von israelischen Archäologen entdeckt.
Das obere Plateau des Hügels ist mit einer Höhe von 758 Meter über dem Meeresspiegel der höchste Gipfel im Judäischen Bergland und bietet Ausblicke bis nach Bethlehem und Jerusalem.

Die Evangelisch-Lutherische Weihnachtskirche ist eine der ältesten lutherischen Kirchen in Palästina.

Der Karmel am Stadtrand von Bethlehem, ein Kloster der Karmelitinnen, wurde 1876 von Mirjam von Abellin (Mariam Baouardy) gegründet. Sie starb 1878 im Alter von nur 32 Jahren im Karmel von Bethlehem, wo sie auch begraben ist. Die palästinensische Karmelitin mit dem Ordensnamen Heilige Maria des Gekreuzigten Jesus wurde 1983 von Pabst Johannes Paul II. selig und 2015 durch Papst Franziskus heilig gesprochen.

Das Caritas Betharram Center bietet Unterkunft im Kloster Karmel in Bethlehem.

Tag 5, Bethlehem, Westjordanland

Bevor wir uns von Bethlehem verabschieden, steht noch ein kurzer Stadtbummel und der Besuch der römisch-katholischen Katharinenkirche auf dem Programm. Die 1881 von Franziskanern errichtete Kirche ist durch einen Kreuzgang mit der Geburtskirche verbunden.

Von Bethlehem aus fahren wir durch den südöstlichen Teil des Westjordanlandes sowohl durch palästinensisches als auch durch israelisches Staatsgebiet in Richtung Fernstraße Nr. 1, die durch die Judäische Wüste zwischen dem Bergland von Judäa und dem Toten Meer führt. Die Wüste bzw. Halbwüste ist nur 25 km breit, dafür liegen die Höhenunterschiede bei rund 800 Meter über dem Meeresspiegel bis 400 Meter unter dem Meeresspiegel in Höhe des Toten Meeres.

Entlang der Straße gibt es Beduinendörfer, deren Bewohner ihre nomadische Lebensform aufgeben und mit ihren Tieren in Zelten oder Baracken siedeln müssen.

Von der Fernstraße Nr. 1 biegen wir auf die Straße Nr. 90 ab, die nördlich nach Jericho im palästinensischen Gebiet der Westbank führt. Jericho liegt in einem Seitental des Jordangrabens und ist mit rund 258 Metern unter dem Meeresspiegel die tiefstgelegene Stadt der Welt. Die Stadt ist eine Oase inmitten der Wüste und nennt sich auch Palmenstadt. Zugleich ist Jericho die älteste heute noch bewohnte Stadt der Welt.
Oberhalb von Jericho erhebt sich der rund 350 Meter hohe Berg der Versuchung, auf den die Jericho-Seilbahn führt. Direkt an der steilen Felswand wurde das griechisch-orthodoxe Kloster Quarantal errichtet. An diesem Ort soll Jesus 40 Tage lang gefastet und den Versuchungen des Teufels widerstanden haben.
Am Stadtrand von Jericho wurde ein Palastkomplex aus hellenistischer und frührömischer Zeit und Reste einer Siedlung freigelegt.

Bis zum Fluss Jordan sind es nur etwa 10 Kilometer. Am Ufer des Jordans besuchen wir Qasr al-Yahud, die Stelle, an der sich der Überlieferung nach Jesus von Johannes dem Täufer taufen ließ. Auf der anderen Seite des Flusses liegt Jordanien.

Von unserer Tauferneuerung (für mich war es allerdings eine Premiere) im Jordan ging die Fahrt in Richtung Totes Meer. Mit etwa 428 Metern unter dem Meeresspiegel ist das Tote Meer der tiefstgelegene See der Erde, wobei der Wasserspiegel im Laufe eines Jahres um mehrere Meter schwanken kann. Die Wasseroberfläche des Toten Meeres nimmt tendenziell ab und der Salzgehalt von etwa 30 Prozent ändert sich durch die hitzebedingte Verdunstung. Zufluss des Toten Meeres ist der Jordan, einen natürlichen Abfluss hat der See nicht. Auf der gegenüerliegenden Seite ist die Bergkette im Königreich Jordanien zu erahnen.

Nach dem wenig erfrischen Bad im Toten Meer mit ca. 30 Grad Wassertemperatur ging es weiter auf der parallel zur jordanischen Grenze verlaufende Straße 90 durch das Westjordanland.
Das Westjordanland ist ein umstrittenes Territorium, das seit dem Sechstagekrieg im Juni 1967 unter israelischer Militärverwaltung steht, wird aber teilweise auch von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet. Das Gebiet ist durch Wasserknappheit geprägt. Mit der Besetzung des Westjordanlandes sicherte sich Israel die Grundwasservorkommen der Region, die Verteilung ist neben den konkurrierenden Ansprüchen auf das Territorium einer der Streitpunkte zwischen Israelis und Palästinensern.

Am frühen Abend treffen wir im Kibbuz Nof Ginnosar am See Genezareth ein.


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Aktualisiert 06/2022