Schnabelkerfe (Hemiptera)
Schnabelkerfe sind Insekten mit stechend-saugenden Mundwerkzeugen, zu ihnen gehören die Unterordnungen Wanzen und Zikaden. |
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Wanzen (Heteroptera)
Bei vielen Menschen verursachen Wanzen erst einmal Ekel, aber zu diesen Insekten gehört nicht nur die Bettwanze, ein an
Mensch oder Tier saugender Parasit, der Krankheiten übertragen kann, in Deutschland aber eher selten anzutreffen ist, dafür
einige Hundert völlig harmloser Arten, deren überwiegender Teil an Pflanzen saugt.
Wanzen haben keine Beiß- und Kauwerkzeuge, sondern einen mehrteiligen Rüssel (Rostrum), mit dem sie Flüssignahrung
einsaugen. Einige Wanzenarten gelten in der Landwirtschaft als Pflanzenschädlinge, meist aber, wenn sie in Massen auftreten.
Es gibt auch Arten, die selbst zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.
Familie Baumwanzen (Pentatomidae)
Beerenwanze (Dolycoris baccarum)
Werdau, 17.08.2011 (2), Tussenhausen, 06.08.2017 (4);
in Deutschland verbreitet, anzutreffen April bis Oktober, liebt natürlich Beeren, durch den eingespritzten Speichel
wird die Frucht für den Menschen ungenießbar, saugt aber auch gern an Blattläusen und Insekteneiern, Fühler
schwarz-weiß geringelt, Körperfärbung graubraun bis schwarz, Deckflügel rötlich, Seitenränder abwechselnd hell und
dunkel gefleckt, Schildchen hinten hell.
Grüne Stinkwanze (Palomena prasina)
Werdau, 25.06.2010 (Eigelege), 06.08.2011, Stäfa (ZH), Schweiz, 14.07.2012, Larve, Tussenhausen, 05.07.2017, 04.09.2017,
Larve, 14.06.2018, Larve, (2), 15.06.2018, Larve, 18.06.2018, Larve, 19.08.2018, Larve (2), 11.08.2021, Larve (2);
in Europa verbreitet, lebt auf Laubbäumen und Büschen, ernährt sich von Pflanzensäften, besonders von Linde, Erle, von
Disteln und Brennnesseln, kein relevanter Schädling, bei Gefahr sondert die Wanze ein stark riechendes Sekret ab.
Nördliche Fruchtwanze (Carpocoris fuscispinus)
Werdau, 07.08.2006 (2), 11.08.2011 (2), 10.08.2013, Tussenhausen, 24.05.2015 (2);
Flugzeit Mai bis September, Imagines ab Juli, in Mitteleuropa häufig in Wäldern und auf Wiesen, oft auf
Doldenblütengewächsen, Korbblütlern und Königskerzen, saugt auch an unreifem Getreide und gilt als Schädling im
Ackerbau, Körper gelblich bis rotbraun, Ecken des Halschildes geschwärzt, Fühler schwarz, innerstes Fühlerglied
braun.
Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes)
Stäfa (ZH), Schweiz, 14.07.2012 (2), Tussenhausen, 06.08.2017 (3);
zu finden von etwa Juni bis November, bevorzugt Gebiete mit Baumbeständen, ernährt sich von Baumfrüchten, die sie mit dem
Rüssel anbohrt und den Saft saugt, verschmäht auch Obst nicht, selten erbeutet sie auch andere Insekten, gelbe
Schildchenspitze, hell-dunkel gefleckter Hinterleibs-Seitenrand, Fühler rötlich, 4. und 5. Glied schwarz.
Streifenwanze (Graphosoma lineatum)
Jettingen-Scheppach, 29.06.2016 (2), Tussenhausen, 05.07.2017;
wärmeliebende Art, Lebensraum halbschattige Bereiche in trockenen bis feuchten Gebieten, inzwischen auch in höheren
Lagen der Mittelgebirge, zu finden von April bis September, oft auf Doldenblüten, in Gärten gern an Kulturpflanzen,
wo sie an reifen Samen saugt, Oberseite rot-schwarz gestreift, Unterseite rötlich-schwarz gepunktet. |
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Familie Bodenwanzen (Lygaeidae)
Knappe (Spilostethus saxatilis)
Pfäffikersee, Auslikon (ZH), Schweiz, 10.08.2012 (2), Tussenhausen, 04.07.2017 (2);
nicht häufig, eher in Südeuropa und im Mittelmeerraum verbreitet, Körper länglich-oval, rot-schwarze Warnfärbung in
unterschiedlicher Form auf schwarzem Grund, Halsschild mit roten Längsstreifen, Beine schwarz, Hinterleibsrand
abwechselnd rot und schwarz gefärbt. |
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Familie Feuerwanzen (Pyrrhocoridae)
Gemeine Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus)
Jettingen-Scheppach, 21.08.2011, 26.07.2012;
gesellig, bereits früh im Jahr in großen Mengen an sonnigen Plätzen zu finden, Körper abgeflacht, länglich oval, 9
bis 13 mm, markante rot-schwarze Farbkombination mit Streifen, Punkten und Dreiecken in unterschiedlichen Mustern,
Signalfarben zur Abschreckung von Fressfeinden (Mimikry), beseitigt abgestorbene Pflanzenreste und tote Insekten. |
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Familie Glasflügelwanzen (Rhopalidae)
Punktierte Glasflügelwanze (Stictopleurus punctatonervosus)
Jettingen-Scheppach, 15.07.2011;
bevorzugt trockenes und warmes Gelände, unscheinbar braun-schwarz gefärbt, Schildchenspitze schmal abgerundet. |
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Familie Leder-/Randwanzen (Coreidae)
Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis)
Tussenhausen, 22.11.2018;
auch Amerikanische Zapfenwanze, ursprüngliches Verbreitungsgebiet Nordamerika, erste europäische Funde 1999 in Norditalien,
in Deutschland erst 2006, mit 15 bis 20 mm Körperlänge recht groß, völlig harmlos, saugt an Samen und Blüten von Nadelbäumen,
lockt mit Duftstoffen Artgenossen an, so dass es bei ihrer Suche nach warmen Plätzen zu größeren Ansammlungen kommen kann,
lange Fühler, helles Zickzackband auf den Flügeldecken.
Lederwanze (Coreus marginatus)
Stäfa (ZH), Schweiz, 11.07.2012 (2), Larve, 14.08.2012, Larve, 16.08.2012, Larve;
auch Saumwanze, Große Randwanze, Lebensraum verschiedene Biotope, gern an Gewässerrändern und auf feuchten Wiesen,
10 bis 16 mm, Grundfarbe ledrig mittel- bis dunkelbraun, im Herbst schwarzbraun, Seitenränder des Hinterleibs ragen
unter den Flügeln hervor, ausgebuchteter Hinterleib, kräftige Fühler, erstes Glied braun, Glieder zwei und drei
rötlich, Spitze schwarz, ernährt sich von Pflanzensäften, gern von Ampferarten, besitzt Stinkdrüsen, die geruchsarme
Sekrete produzieren und vor allem der Kommunikation dienen, Larven/Nymphen haben die gleiche Färbung, aber keine
Flügel. |
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Familie Stachelwanzen (Acanthosomatidae)
Stachelwanze (Acanthosoma haemorrhoidale)
Stäfa (ZH), Schweiz, Nymphe, 14.08.2012 (2);
auch als Wipfelwanze bezeichnet, viele schwarzen Punktgruben, 15 bis 18 mm Körperlänge, Larven von Juni bis August
zu finden, saugt an Vogelbeeren und Wildkirschen. |
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Familie Schildwanzen (Scutelleridae)
Schildkrötenwanze (Eurygaster testudinaria)
Hundsmoor Westerheim, 14.07.2019;
zu finden auf feuchten Wiesen, in sumpfigen Offenlandbiotopen, kompakte Körperform, 7 bis 11 mm, Färbung und
Zeichnung variabel gelblich, gelbbraun, rötlichbraun, dunkelbraun bis schwarz, Hinterleib vom Schildchen verdeckt,
zweites Fühlerglied etwa 1,5 mal so lang wie das dritte. |
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Familie Weichwanzen (Miridae)
Braune Schmuckwanze (Closterotomus fulvomaculatus)
Stäfa (ZH), Schweiz, 14.06.2012 (2);
zu finden von Mai bis September, ca. 6 bis 9 mm Körperlänge, bräunliche Grundfarbe, Zeichnung variabel, Spitzen der
Deckflügel weiß bis gelblich, Halsschild braun mit zwei schwärzlichen Längsstreifen, an der Basis dunkler Ring,
lange dünne Fühler, Beine gelblich-braun, Schenkel dunkel, Schienen mit schwarzen Dornen, ernähren sich teils
räuberisch, saugen aber auch an Pflanzen.
Gelbsaum-Zierwanze (Adelphocoris seticornis)
Stäfa (ZH), Schweiz, 14.08.2012 (2);
zu finden Juni bis Oktober auf Wiesen, Weiden, Offenlandbiotopen, gern auf Schmetterlingsblütlern, Grundfärbung dunkel,
Flügelränder an der Basis gelbbraun, die ersten beiden Fühlergleider sind schwarz, das 3. und 4. rötlich-braun.
Gemeine Wiesenwanze (Lygus pratensis)
Jettingen-Scheppach, 20.09.2016;
besiedelt vor allem warme, offene und halboffene Lebensräume wie Waldränder und Lichtungen, Körper oval, leicht
abgeflacht, Färbung variabel, Männchen hell rotbraun bis dunkelrot, Weibchen grün und bräunlich, Halsschild beim
Weibchen hellgrün, beim Männchen grün mit bräunlichem Fleckmuster, Schildchen herzförmig, saugen den Saft krautiger
Pflanzen, aber auch Nektar von Blüten.
Gewöhnliche Zierwanze (Adelphocoris lineolatus)
Werdau, 05.08.2013;
zu finden Juni bis Oktober auf Wiesen, an Waldrändern, oft auf Blüten sitzend, Grundfärbung grünlich bis bräunlich, auf den
Flügeldecken ein dunkler Streifen, Beine dunkel gesprenkelt und mit kleinen Dornen besetzt.
Graswanze (Leptopterna dolobrata)
Stäfa (ZH), Schweiz, 16.06.2012, 26.06.2012, (3), 14.08.2012, (2);
auch Langhaarige Dolchwanze, zu finden Juni bis September auf Gräsern in feuchten Biotopen, Männchen braun mit
gelben bis rostroten Zeichnungen, voll ausgebildete Flügel, die Weibchen sind grünlich, die Flügel verkürzt,
Längsfurche zwischen den Augen, Antennenschaft und Schenkel behaart, 2. Fühlerglied länger als 3. und 4. zusammen,
ernährt sich ausschließlich von Pflanzensäften.
Rote Weichwanze (Deraeocoris ruber)
Jettingen-Scheppach, 22.06.2011, Werdau, 03.07.2012;
zu finden von Mai bis September an sonnigen Waldrändern auf verschiedenen Kräutern, Sträuchern und Bäumen, Körperlänge 6 bis
8 mm, Färbung und Zeichnung variabel von orangebraun mit gelbem Schildchen bis schwarz-rot, Männchen sind dunkler, als
Weibchen, Oberseite glänzend, kahl, punktiert, ernährt sich von kleinen Insekten, vor allem Blattläusen, gilt daher als
Nützling.
Zweifleck-Weichwanze (Stenotus binotatus)
Tussenhausen, 18.06.2017 (2);
zu finden Juni bis September in feuchten Biotopen, gern an Süßgräsern, Färbung und Zeichnung variabel gelb-braun bis
gelb-schwarz, Weibchen grau-grün, Beine gelblich-orange mit schwarzen Dornen, Halsschild mit zwei schwarzen Flecken, Kopf
gelblich mit schwarzen Scheitelflecken.
Ohne deutschen Namen (Polymerus unifasciatus)
Stäfa (ZH), Schweiz, 14.08.2012;
bevorzugt trockene, warme und offene Lebensräume, gern an verschiedenen Labkräutern, Grundfarben schwarze und gelb,
kräftige, schwarze Dornen an den Schienen (Tibien). |
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Zikaden (Auchenorrhyncha)
Zikaden sind an Pflanzen saugende Insekten, zählen zu den Schnabelkerfen (Hemiptera) und werden in
Rundkopfzikaden (Cicadomorpha) und Spitzkopfzikaden (Fulgoromorpha) eingeteilt.
Familie Schaumzikaden (Cercopidae)
Erlenschaumzikade (Aphrophora alni)
Tussenhausen, 12.06.2018 (2);
eine der größten Kleinzikaden aus der Unterordnung Rundkopfzikaden, zu finden an Waldrändern, Hinterbeine dienen als
Sprungbeine, legt in Ruhestellung die Flügel dachförmig zusammen, saugt wie alle Zikaden Pflanzensäfte, nicht nur an
Erlen, auch an anderen Gehölzen, zwei helle Flecken auf den Deckflügeln, Körperlänge 8 bis 10 mm, die Weibchen legen
ihre Eier an jungen Laubbäumen ab, besonders an Erlen und Weiden.
Gewöhnliche Blutzikade (Cercopis vulnerata)
Werdau, 12.06.2010, Tussenhausen, 17.05.2017, Benninger Ried, 27.05.2017, Jettingen-Scheppach, 15.05.2018;
Vorkommen Mittel- und Südeuropa, in Süd- und Mitteldeutschland häufig an Weg- und Feldrändern, in feuchten Wiesen, auf Weiden
und Waldlichtungen zu finden, Flugzeit Mai bis August, in höheren Regionen etwas länger, auffällige Rot-Schwarz-Färbung.
Das Insekt des Jahres 2009 ist trotz des Namens völlig harmlos und ein reiner Pflanzenfresser, die Nahrungsaufnahme erfolgt
durch Anstechen und Aussaugen von Pflanzenteilen, besonders hochwüchsige Kräuter und Gräser stehen auf dem Speiseplan, die
Larven fressen unterirdisch an Wurzeln.
Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius)
Stäfa (ZH), Schweiz, 21.06.2012 (2);
zu finden Juni bis Oktober auf Wiesen, in Parks, Gärten, an Waldrändern, Färbung variabel von einfarbig hellbraun
bis zu dunkelbraunen Farbtönen mit verschiedenen Musterungen, Augen mit waagrechter dunkler Linie. |
>> weitere Fotos der vorgestellten Arten |
Familie Zwergzikaden (Cicadellidae)
Binsenschmuckzikade (Cicadella viridis)
Stäfa (ZH), Schweiz, 22.06.2012;
mittelgroße Zwergzikade aus der Unterordnung Rundkopfzikaden, Weibchen werden deutlich größer als die Männchen, besonders an
warmen Tagen im Juni/Juli in Feuchtwiesen mit Binsenbbestand anzutreffen, grün bis blaugrüne Oberseite, schwarz-gelb
gestreiftes Gesicht, zwei schwarze Flecken auf dem gelbgrünen Scheitel, Fühler kurz.
Rhododendronzikade (Graphocephala fennahi)
Werdau, 19.07.2011 (2), 17.08.2011 (2), 26.07.2011;
stammt ursprünglich aus Nordamerika, wurde vermutlich mit Rhododendronpflanzen eingeschleppt und hat sich in Europa
ausgebreitet, in Deutschland erstmals 1978 in Mönchengladbach nachgewiesen, farbenfrohe Kleinzikade aus der
Unterordnung Rundkopfzikaden, Unterseite und Beine gelb, Oberseite kräftig grün mit zwei schrägen rote Längsstreifen,
orange Flecken am Hals, Rand der Flügelspitze violett, um ihren Kopf herum violetter Streifen, überwintert als Ei in
den Blütenknospen von Rhododendron, die Larven schlüpfen im April, ab Ende Juni bis November treten die
ausgewachsenen Insekten auf. |
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Aktualisiert 08/2024 |