Ordnung Libellen (Odonata)
Die Ordnung Libellen gliedert sich in die Unterordnungen Großlibellen (Anisoptera) und Kleinlibellen
(Zygoptera). Zu den Großlibellen zählen die Familien Edellibellen, Falkenlibellen, Flussjungfern,
Quelljungfern, Segellibellen. Zu den Kleinlibellen gehören die Prachtlibellen, Teichjungfern, Federlibellen und die
Schlanklibellen.
Bei den Großlibellen stehen die Flügel vom Körper ab, bei den Kleinlibellen sind die Flügel in Ruhe anklappbar.
Die Komplexaugen der Kleinlibellen stehen weiter auseinander, während die Augen der Großlibellen sich fast immer in der
Kopfmitte berühren. Libellenaugen bestehen aus vielen Tausend Einzelaugen mit je einer eigenen Linse. Bei Kleinlibellen sind
es 7.000, bei Großlibellen bis zu 30.000 solcher Einzelaugen. Das Auflösungsvermögen beträgt 175 Bilder/Sekunde.
Libellen gab es bereits vor 300 Millionen Jahren, sie gehören somit zu den ältesten Tierarten der Erde. Allerdings
waren die Urlibellen erheblich größer. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von bis zu 50 km/h sind Libellen auch die
schnellsten Fluginsekten der Welt.
Libellen sind zwar Raubinsekten, aber entgegen altem Irrglaube können sie weder stechen noch sind sie giftig. Neben
einigen neugierigeren Exemplaren sind die meisten Libellen scheu. In der Luft jagen sie Fliegen, Bremsen und Mücken oder im
Wasser Mückenlarven, was gerade für uns mückengeplagte Menschen sehr hilfreich ist.
Alte Namen wie "Teufelsnadel" schaden ungerechterweise dem Ruf der beeindruckenden Flugkünstler. Weltweit gibt es
mehr als 6.000 Libellenarten, in Europa sind es nur etwa 130 und in Deutschland 80 Arten, von denen zwei Drittel durch
Klimawandel, Pestizide und Verlust von Lebensräumen gefährdet sind und ein Fünftel vom Aussterben bedroht ist. In Deutschland
sind Libellen daher streng geschützt.
Literatur: Libellen in Bayern, Verlag Eugen Ulmer, hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Umweltschutz und vom
Bund Naturschutz in Bayern e. V. |
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Familie Edellibellen (Aeshnidae)
Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)
Werdau, 05.09.2010 (3), Benninger Ried, 09.09.2018;
große, in Mitteleuropa noch häufige Libelle, Lebensraum stehende und langsam fließende Gewässer, auch Gartenteiche,
Hinterleib der Männchen schwarz mit grünen Flecken, die an den hinteren Segmenten in blaue Flecken übergehen,
Weibchen haben einen braunen Hinterleib mit hellgrünen Flecken, Augenfarbe der Weibchen grün, Männchen haben blaue
Augen, Libelle des Jahres 2012.
Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)
Tussenhausen, 15.09.2016, 22.08.2018, 08.09.2018 (2) Paarungsrad;
kleinere Vertreterin der Großlibellen, jahreszeitlich am spätesten auftretende Art der Edellibellen, Flugzeit Juli bis
Oktober, an pflanzenreichen stehenden Gewässern, gern an Weihern mit Schilfgürtel, kein Ansitzjäger, setzt sich nur zum
Verspeisen der Beute und zum Aufwärmen an sonnige, windgeschützte Orte, brauner Thorax, breite gelbe Binden an der
Thoraxseite, spitzes, helles "T" auf dem 2. Abdominalsegment, Männchen haben blaue Augen und einen schwarz-blau
gefleckten Hinterleib, Weibchen haben braune Augen und einen schwarz-braun gefleckten Hinterleib. |
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Familie Falkenlibellen (Corduliidae)
Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica)
Pfäffikersee, Auslikon (ZH), Schweiz, 19.08.2010 (2);
Lebensraum stehende Gewässer mittlerer Größe, oft mit bewaldeten Ufern, langsam fließende Gräben und Bäche, Flugzeit Ende Mai
bis September mit Höhepunkt Juli bis Anfang August. |
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Familie Federlibellen (Platycnemididae)
Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)
Pfäffikersee, Auslikon (ZH), Schweiz (3), 15.06.2012, Tussenhausen, 17.08.2016;
einzige in Mitteleuropa verbreitete Federlibelle, Flugzeit Anfang Mai bis Ende September mit Höhepunkt im Juni, Lebensraum
stille und langsam fließende Gewässer mit viel Sonne und Vegetation, halten sich gerne in Bodennähe auf, im Gelände eher
unscheinbar, typisch sind die weit auseinander stehenden Augen, die abgeplatteten Unterschenkel der mittleren und hinteren
Beinpaare, die Doppelschulterstreifen und die geteilte Zeichnung auf dem Hinterleibsende. |
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Familie Prachtlibellen (Calopterygidae)
Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)
Hirsehaus Bayerischer Wald, 01.07.2007, Tussenhausen, 23.06.2016, 28.05.2017, 31.05.2017;
Lebensraum kühle Fließgewässer mit guter Wasserqualität, Flugzeit Ende April bis Mitte September, Männchen haben
metallic-blaue Flügel, die auch metallic-grün schimmern können, Weibchen sind bräunlich, das Männchen umwirbt das
Weibchen mit Schwirrflug oder lässt sich ins Wasser fallen, mit der Strömung treiben und fliegt wieder hoch, um zu
zeigen, das die Eiablage in ihrem Revier ungefährlich ist.
Das Vorkommen von Blauflügel-Prachtlibellen ist ein Indikator für die Wassergüte, sie ist selten geworden und steht
unter Naturschutz.
Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)
Jettingen-Scheppach, 30.06.2010, Tussenhausen, 30.06.2019;
Lebensraum nährstoffreiche, wärmere Fließgewässer, Flugzeit Mitte Mai bis Anfang September mit Höhepunkt Juni bis Juli,
Männchen haben ein metallic-blaues Band, das auch metallic-grün schimmern kann, auf den Flügeln, die im Vergleich zur
Blauflügel-Prachtlibelle oben und unten transpartent sind, die Weibchen haben eine grünliche Farbe.
Die Gebänderte Prachtlibelle stellt nicht ganz so hohe Ansprüche an die Wasserqualität und ist häufiger anzutreffen, steht
aber auf der roten Liste gefährdeter Tierarten in der Vorwarnstufe. |
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Familie Schlanklibellen (Coenagrionidae)
Schlanklibellen mit den Gattungen Azurjungfern, Pechlibellen, Adonislibellen, Granataugen, Scharlachlibellen,
Becherjungfern und Zwerglibelle sind die artenreichste Familie der Kleinlibellen. Die Körperlänge reicht von 20 bis
38 mm.
Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula)
Werdau, 28.06.2010 (2), Benninger Ried, 27.05.2017 (2);
neben der Scharlachlibelle einzige rotgefärbte Kleinlibellenart in Mitteleuropa, hält sich gern in der Vegetation verborgen,
typischer Ansitzjäger, sitzt ein bis zwei Meter über dem Boden in Büschen oder im Gras, Flugzeit Ende April bis August mit
Höhepunkt Mai und Juni, rot-schwarze Färbung, beim Männchen beschränkt sich die schwarze Zeichnung auf die hinteren Segmente
des Hinterleibes, beim Weibchen treten drei verschiedenen Farbvarianten auf, die schwarze Zeichnung beginnt bereits ab dem
ersten Segment, Beine und Flügelmale schwarz im Unterschied zur Scharlachlibelle, deren Beine rot gefärbt sind.
Gewöhnliche Becherjungfer (Enallagma cyathigerum)
Tussenhausen, 13.08.2017, 26.05.2018, 28.08.2018, 28.08.2020;
zählte früher zur Gattung Azurjungfern, bildet heute die eigene Gattung Becherjungfern (Enallagma), Flugzeit
Mai bis September mit Höhepunkt Juni und Juli, Lebensraum mittlere bis große Stillgewässer wie Weiher, Tümpel,
Moorgewässer, auch langsam fließende Bäche, die Männchen kommen bis zu einer Stunde früher (ca. 8:30 Uhr) an das
Gewässer als die Weibchen, die Paarung findet nur bei sonnigem Wetter statt, Männchen sind leuchtend blau, Weibchen
meist grünlich- oder rötlichbraun, breiter schwarzer Strich auf dem Thorax, auf dem zweiten Hinterleibssegment
befindet sich ein schwarzes Mal in Form Bechers, Segmente 8 und 9 sind einfarbig blau.
Große Pechlibelle (Ischnura elegans)
Tussenhausen, 08.06.2017, 18.06.2017;
wahrscheinlich häufigste einheimische Libelle, lebt an nahezu allen Gewässertypen, der deutsche Name geht auf die schwarze
Färbung des Hinterleibes zurück, nur das achte der zehn Hinterleibsegmente ist blau, das Flügelmal ist innen schwarz und
außen weiß.
Großes Granatauge (Erythromma najas)
Tussenhausen, 07.07.2019;
die Männchen des Großen Granatauges fallen besonders durch ihre leuchtend roten Augen auf, der Thorax ist oben
dunkelbraun mit Kupferglanz, der Hinterleib ist von oben schwarz, nur die Segmente 9 und 10 sind leuchtend blau
(Unterscheidungsmerkmal zum Kleinen Granatauge), in der Flugzeit von Mai bis August an Seen und Teichen zu finden,
eher scheu, daher recht selten zu beobachten. |
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Familie Segellibellen (Libellulidae)
Afrikanische Segellibelle (Brachythemis impartita)
Kinneret, Israel, 01.09.2019 (2);
kleine Segellibelle, auch Treuer Kurzpfeil genannt, ursprünglich in Nordafrika beheimatet, in Israel habe ich sie vor allem
in der Region um den See Genezareth gesehen.
Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)
Jettingen-Scheppach, 31.07.2018 (4);
ursprünglich in Südafrika und im mediterranen Raum verbreitet, sehr wärmeliebend, zu finden an kleinen bis
mittelgroßen meist stehenden oder langsam fließenden Gewässern mit flachen Zonen, Flugzeit Mitte Mai bis Mitte
September mit Höhepunkt Juni bis Mitte August, Flugjäger, Männchen signalrot, auch die Beine sind rot, Weibchen meist gelbe,
ockerfarben bis hellbraune Farbvariante (rote sehr selten), flacherer Hinterleib als die Heidelibelle, heller Strich
zwischen den Flügeln auf dem Thorax.
2011 wurde erstmals die Libelle des Jahres in Deutschland gewählt. Die Feuerlibelle wurde ausgewählt, weil ihre
Ausbreitung nach Norden ein Anzeichen für die Klimaveränderung ist.
Gewöhnliche Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)
Hirsehaus Bayerischer Wald, 05.08.2007;
Lebensraum stehende Gewässer, auch Gartenteiche, manchmal weitab von Gewässern zu finden, Hinterleib beim Männchen rot, beim
Weibchen bräunlich-gelbrot gefärbt, bräunlicher Thorax, Beine schwarze mit einem hellen Streifen, schwarze Stirnzeichnung,
die an den Augen abwärts läuft, während sie bei der Großen Heidelibelle an den Augen endet.
Die Gewöhnliche Heidelibelle gehörte früher zu den zehn häufigsten Libellen Deutschlands, seit 2011 hat ihr Bestand stark
abgenommen.
Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)
Pfäffikersee, Auslikon (ZH), Schweiz, 06.07.2011 (2), Tussenhausen, 25.06.2016 (2);
mit einer Körperlänge von bis zu 5 cm größte heimische Segellibelle, Lebensraum an vegetationsarmen stehenden Gewässern
mit oft steinigen Uferbereichen, aber auch Weiher und Teiche, Ansitzjäger, Thorax dunkelbraun, der Hinterleib ist bei
männlichen erwachsenen Tieren mattblau, die letzten Segmente sind sehr dunkel und die Anhänge schwarz, das Weibchen ist
gelb-schwarz gefärbt, zwei parallele schwarze Längsstreifen auf dem Abdomen, im Gegensatz zum
Plattbauch keine dunklen Flecken an der Flügelbasis (Basalflecken), Flügelmale (Pterostigma) bei beiden Geschlechtern
dunkelbraun bis schwarz, beim Männchen sind die Augen sind grünlich, beim Weibchen blau.
Plattbauch (Libellula depressa)
Werdau, 28.06.2010 (4);
Lebensraum vegetationsfreie, schottrige Uferbereiche von Stillgewässern, offene Wasserflächen, Flugzeit Anfang Mai
bis Mitte August, zählt zu den größten heimischen Segellibellen, Flügelspannweite bis zu 76 mm, kompakter Körper,
breiter, flacher Hinterleib bei den Männchen hellblau, bei den Weibchen gelb-braun, später oliv- bis dunkelbraun,
schwarz-brauner Basalfleck an jedem der vier Flügel bei beiden Geschlechtern.
Vierflecklibelle (Libellula quadrimaculata)
Werdau, 28.05.2008 (2);
Lebensraum meist sonnige, größere stehende Gewässer mit pflanzenreichen Ufern, Flugzeit Mai bis August, fliegt nur, wenn es
warm genug ist, mattbrauner, stark behaarter Thorax, kleine gelbe Flecken an den Seiten des Hinterleibs, Männchen und
Weibchen sind gleich gefärbt, nur durch die Hinterleibsanhänge zu unterscheiden, beim Männchen länger und leicht nach außen
gebogen, beim Weibchen zeigen die Anhänge nach innen, gelbliches Gesicht, dunkler Fleck in der Mitte der Flügelvorderränder,
Flügelmale (Pterostigma) bräunlich-schwarz. |
>> weitere Fotos der vorgestellten Arten |
Familie Teichjungfern (Lestidae)
Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa)
Pfaffenhauser Moos, 08.08.2020;
an sonnigen stehenden Kleingewässern (Teiche, Gräben, Moore) in der Uferzone zu finden, Ansitzjäger wie alle Binsenjungfern,
Flugzeit Mitte Juni bis Mitte September mit Höhepunkt Juli bis Anfang August, Körperlänge 35 bis 39 mm, der Körper ist
metallisch grün, im Alter verfärben sich die Tiere kupferfarben, das zweite Hinterleibssegment ist beim Männchen blau bereift,
Flügelmale einfarbig schwarz.
Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)
Tussenhausen, 09.04.2017;
Lebensraum sind kleinere, dicht bewachsene, stehende Gewässer, hellbraune Grundfärbung mit dunkelbrauner Zeichnung,
Männchen und Weibchen unterscheiden sich nicht in der Färbung, gerade Längsstreifen (Humeralstreifen) auf dem Thorax,
Flügel meist geschlossen neben dem Hinterleib.
Die Gemeine Winterlibelle ist die einzige einheimische Libellenart, die nicht als Larve oder Ei überwintert, sondern
als voll entwickeltes Fluginsekt, die Paarung erfolgt bereits im Frühjahr gegen Ende März/Anfang April.
Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus)
Tussenhausen, 28.05.2017;
Lebensraum stehende Gewässer mit viel Ufervegetation, sumpfige Kleingewässer, Flugzeit Juni bis September, Merkmal sind die
zweifarbigen Flügelmale.
Westliche Weidenjungfer (Chalcolestes viridis)
Wüstenbrand, 01.08.2010, 07.08.2010, Tussenhausen, 28.08.2018, Benninger Ried, 09.09.2018;
Flugzeit Anfang Juli bis Ende September mit Höhepunkt Ende Juli/Anfang August, Lebensraum stehende und langsam
fließende Gewässer mit Binsen, Gras, oder Büschen, Ansitzjäger, Paarung in Gewässernähe, Eiablage erfolgt
bevorzugt in Weiden, metallisch grüner Körper ohne blaue Segmente, spitze Zeichnung auf der Thoraxseite bei beiden
Geschlechtern, einfarbig hellbraune Flügelmale, Weidenjungfern überwintern in der Eiform. |
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Aktualisiert 09/2025 |